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Wie können jugendliche Geflüchtete trotz überlastetem Asylsystem unterstützt werden?
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GEFLÜCHTETE JUGENDLICHE
NIEDERSCHWELLIG UND PRAXISNAH UNTERSTÜTZEN
Liebe Frau Leibundgut

Unbegleitete Minderjährige stellen einen grossen Teil der Asylsuchenden dar. Anlässlich des heutigen Internationalen Tages der Kinderrechte rücken wir diese besonders verletzlichen Kinder in den Fokus. Denn unbegleitete minderjährige Asylsuchende stehen nicht nur aufgrund ihrer Trennung von familiären Bezugspersonen, ihrer Fluchtbiografie oder ihrem Status als Asylsuchende vor besonderen Herausforderungen. Die mehrheitlich jugendlichen Minderjährigen befinden sich zugleich in der Adoleszenz und müssen die damit einhergehenden spezifischen Entwicklungsaufgaben unter erschwerten Bedingungen bewältigen.

Das Schweizer Asylwesen befindet sich aufgrund der generell hohen Anzahl Gesuche in einer angespannten Lage. Mit dem vorliegenden Newsletter stellen wir deshalb pragmatische Handlungsmöglichkeiten vor, die das Wohlbefinden unbegleiteter Jugendlicher auch in der aktuellen Situation stärken. Dazu fokussieren wir auf drei Ebenen, die Save the Children auch im spezifisch auf Jugendliche ausgerichteten Pilotprojekt thematisiert: die Schaffung von Rückzugs-Räumen, die Förderung eines konstruktiven Umgangs mit psychischen Belastungen und die Einbindung in Freizeitaktivitäten. Kurz: Space, Skills & Sports.

Liebe Frau Leibundgut, wir danken Ihnen für Ihr Engagement für geflüchtete Kinder und Jugendliche und wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

Beste Grüsse,
 
Nina Hössli
Leiterin Schweizer Programme Save the Children
Space
Was braucht es, damit sich Jugendliche in Gemeinschaftsunterkünften wohlfühlen? Wie können Rückzugsmöglichkeiten geschaffen oder die Privatsphäre gewahrt werden? Je nach Unterkunft können unterschiedliche räumliche Massnahmen das Wohlbefinden verbessern:

  • (Feuerfeste) Stoffe als Vorhänge um die Betten hängen oder als Raumtrenner nutzen,
  • abschliessbare Schränke oder Boxen für private Dinge anbieten,
  • Regale, Trennwände oder andere Möbel als Raumteiler einsetzen,
  • Teppiche sowohl als Lärmdämpfung als auch für eine herkunftskultur-spezifische Nutzung zur Verfügung stellen,
  • einzelne Räume als Ruhe- oder Lern-Zonen definieren, allenfalls mit fixen Ruhezeiten,
  • gemeinsame kreative Projekte wie Wandmalerei, Collagen und Fotowände zur Stärkung der Identifikation mit Gemeinschaftsräumen durchführen,
  • Indoor-Garten mit kleinen Pflanzen oder Kräutern anlegen, um den sich die Jugendlichen kümmern können.

Ein aktiver Einbezug der Jugendlichen kann neue Blickwinkel auf die Nutzungswünsche oder Gestaltungsideen der Räumlichkeiten ermöglichen. Wir empfehlen deshalb, gemeinsam mit den Jugendlichen die dringlichsten Probleme zu analysieren und Lösungsideen zu entwickeln.

Weiterführende Hinweise und Empfehlungen für die Unterbringung und Betreuung von Unbegleiteten Minderjährigen Asylsuchenden liefert das neu aktualisierte Handbuch des Staatssekretariats für Migration, das Handbuch des Schweizerischen Internationalen Sozialdienstes SSI, die Empfehlungen der Sozialdirektor:innen-Konferenz, die Projektberichte der ZHAW und der Universität Zürich sowie die generellen Empfehlungen zur Unterbringung von Asylsuchenden des UNHCR.

Skills
Was können Jugendliche tun, um ihr Stress-Erleben zu reduzieren? Wie können unbegleitete Jugendliche in ihrer Identitätsfindung begleitet werden? Verschiedene Projekte und Hilfsmittel unterstützen Jugendliche und Betreuungspersonen im Umgang mit diesen besonderen Herausforderungen:

  • Das «Powerbook. Erste Hilfe für die Seele» ist ein Trauma-Selbsthilfebuch für junge Menschen. Geschrieben in einfacher Sprache und mit anschaulichen Bildern, vermittelt es verständliche Erklärungen und praktische Übungen und Tipps für Betroffene.
  • Das Arbeitsbuch «Unterwegs» ist ein Lehrmittel zur Unterstützung junger Menschen mit Flucht-/Migrationshintergrund.
  • Mit der App «Save Place» können Kinder und Jugendlichen verschiedene Übungen ausprobieren, die im Hier und jetzt beruhigend und ablenkend wirken können.
  • Die Coaching-App «ready4life» unterstützt Jugendliche im Umgang mit Stress, Social Media und Gaming und fördert einen  kritischen Umgang mit Suchtmitteln.
  • In dem Peer-Projekt «My Perspective» interviewen geflüchtete Jugendliche ehemalige MNA zu ihren Integrationsstrategien und Erfahrungen in der Schweiz. Die Videos mit den Ratschlägen stehen anschliessend online zur Verfügung.

Sports
Bewegung und Sport fördern die körperliche und mentale Gesundheit. Viele Bewegungs- und Sportmöglichkeiten können mit wenig Kosten und Aufwand umgesetzt werden. Die Teilnahme an Sport- und Freizeitangeboten im Umfeld der Unterkunft fördert darüber hinaus auch die soziale Integration und stärkt die Jugendlichen in ihrem altersgerechten Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu einer Peergroup.

  • Sportvereine bieten eine langfristige und regelmässige Eingliederung in soziale Strukturen. Der Schweizerische Turnverband z.B. erleichtert geflüchteten Personen den Zugang. Teilweise übernehmen die Vereine den Mitgliederbeitrag. Mitarbeitende können sich hierfür mit lokalen Vereinen in Verbindung setzen. Auch einige Asylzentren zahlen den Beitrag für Jugendliche, jedoch oft nur, wenn diese regelmässig am Angebot teilnehmen.
  • Der Verein Sportegration bietet in verschiedenen Schweizer Städten diverse Sportkurse an. Geflüchtete Menschen können hier kostenlos trainieren. Zusätzlich wird Nachhilfe angeboten und Pat:innenschaften vermittelt.
  • Bei Midnight-Sports können Jugendliche jeden Samstagabend an Mannschaftsspielen und freien Bewegungsmöglichkeiten kostenlos teilnehmen.
  • Roundabout bietet Mädchen im Alter zwischen 8 und 20 Jahren ein niederschwelliges Tanzangebot.
  • Ähnliche Projekte gibt es auch auf lokaler Ebene wie z.B. Sportsunite in Bern.

Und wie geht es Kindern, die gemeinsam mit ihren Eltern in die Schweiz gekommen sind?

Nicht nur unbegleitete minderjährige Geflüchtete sind vulnerabel, sondern auch begleitete Kinder sind oftmals auf sich gestellt. Dies legt die aktuelle Forschungsarbeit von Dr. Clara Bombach, Dozentin an der BFH für Soziale Arbeit nahe. Ihre Dissertation gibt einen Einblick in den Alltag, das Erleben und die Perspektiven begleiteter geflüchteter Kinder in einer kantonalen Unterkunft in der Schweiz.
Die ethnographische Studie gibt Hinweise darauf, wie Kinder das Leben in Asylunterkünften wahrnehmen und was es bei ihrer Betreuung und Unterbringung zu beachten gilt. Die Dissertation ist online frei zugänglich. Wichtige Aspekte und Erkenntnisse wurden zudem an einem Stakeholder-Anlass von Save the Children und der Volkart Stiftung diskutiert und in Zeitungsberichten vorgestellt.
Geflüchtete Kinder weltweit: ein Event-Hinweis

Vom 13.- 15. Dezember findet in Genf das Global Refugee Forum (GRF) statt.
Im Vorfeld des GRF werden am 28. November im Berner Generationenhaus von 17:30 – 20:30 Uhr das Engagement verschiedener Schweizer Institutionen und Organisationen im Rahmen des GRF und im Flüchtlingsbereich präsentiert.

 
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